
Wir haben seit über zwanzig Jahren eine Tierärztin, die weiß, dass es sich meistens um einen Notfall handelt, wenn ich anrufe, denn ich rufe selten an. Sie hat meine naturheilkundlichen Methoden noch nie hinterfragt und ist zur Stelle, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin. So wie an jenem Morgen.
Jeder verantwortungsvolle Tierfreund weiß um die Gefahr des Verschluckens von Kleinteilen, Plastik, Schokolade sowieso (giftig für Hunde) u.ä. Trotzdem kommt es vor, dass die kleinen Racker manchmal schneller zuschnappen, als man nach etwas Heruntergefallenem greifen kann. Ich bin komplett zerknirscht, wenn ich daran denke, dass Tampons aus der Verpackung gefallen sind und unsere fünf Monate alte Hündin nach einem geschnappt hat, in der Hoffnung, dass es sich um ein Leckerli handelte. In Sekundenschnelle griff ich in ihr Maul, aber der Fremdkörper war nicht zu ertasten. Zwei Möglichkeiten: entweder hat sie ihn wieder ausgespuckt und er ist zu den anderen auf den Boden gefallen oder sie hat ihn in Windeseile hinuntergeschluckt, damit ich ihr ihre Beute nicht wegnehmen konnte. Ich konnte nicht sehen, ob sie ihn ausgespuckt hatte, weil ich nicht wusste, wie viele zu Boden gefallen waren.
Mein erster Gedanke: Notfall! Mein zweiter Gedanke: der Hund muss erbrechen, aber wie stelle ich das an? Zwei, drei Minuten lang überlegte ich es selbst in die Hand zu nehmen, aber ich wusste, dass Zeit kostbar war und so rief ich unsere Tierärztin an. Sie meinte, dass sich die Zellulose des Tampons wahrscheinlich auflösen und abgehen würde, aber der Faden machte ihr Sorgen (Verschlingungen im Darm!). So packten wir unseren Liebling ein und waren fünf Minuten später in der Ordination. Abgewogen, kurz schwanzwedelige Begrüßung, Spritze mit einem Cocktail zum Erbrechen in die Pobacke, schnell ins Auto, nach Hause gerast, Hund ausgepackt und los ging die bisher erbärmlichste Stunde für unseren Welpen. Und für mich! Geplagt von Schuldgefühlen wegen der Unachtsamkeit und vom Mitgefühl und Mitleid durchlitt ich mit ihr diese gräßlichen sechzig Minuten, in denen der kleine Körper vor Übelkeit und Brechreiz und Kreislaufschwäche bebte.
Das Erbrechen konnte ich ihr nicht ersparen, aber die Natur würde ihr helfen, sich von dem traumatischen Prozess rasch zu erholen. Nachdem der Magen innerhalb der ersten paar Mal Erbrechen komplett geleert war und nur mehr Schleim zum Vorschein kam, begann ich mit dem Einsatz von Homöopathie gegen die Nebenerscheinungen des Brechmittels wie Zittern, Kreislaufschwäche, Vergiftungs- und Kollapssymptomatik. Die nachfolgenden Mittel passen bei Mensch und Tier in vielen Fällen von Unverträglichkeit und Vergiftung durch falsches Essen sowie Kreislaufkollaps als Folge von Durchfällen und Erbrechen, also Dehydrierung.
NUX VOMICA C200 wirkt heftigem Brechreiz und Krämpfen entgegen und entgiftet die Leber vom Brechmittel.
PULSATILLA C200 stellt die Ordnung im Magen-Darm-System wieder her und beruhigt das Zentralnervensystem. Auf die Psyche hat PULSATILLA einen tröstlichen Einfluß.
CARBO VEGETABILIS C200 ist ein Akutmittel bei Kollaps und Schwächezuständen, das ich auch manchmal während schwerer Koliken bei Pferden als Zwischen- oder Abschlussmittel gebe, wenn der Kreislauf arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Im vorliegenden Fall habe ich NUX VOMICA und PULSATILLA je 3x ein paar Globuli im Abstand von ein paar Minuten verabreicht und CARBO VEGETABILIS zweimal innerhalb von fünf Minuten (das nennt man eine Doppelgabe), sobald der Brechreiz abnahm, um den Kreislauf wieder zu stabilisieren.
Unsere junge Hündin schlief nach der Doppelgabe CARBO VEGETABILIS bald ein und erholte sich in einem kurzen Powernap so gut, dass sie sich danach streckte, auf den Rücken drehte und mit dem Schwanz freudig wedelte. Alles war wieder gut!
Ein Stunde später verdrückte sie ein Stück getrocknetes Brot und eine weitere Stunde später bekam sie Putenfleisch mit Gemüsebrei (Karotten, Fenchel, Apfel). Alles wurde gut vertragen, die Verdauung funktionierte einwandfrei und übrig blieben die Erinnerung an gräßliche sechzig Minuten und der Zahlschein für den Tierarztbesuch.
Ach ja: wir untersuchten das Erbrochene genau, ein Fremdkörper war nicht dabei. Sie musste ihn so schnell ausgespuckt haben, wie sie ihn aufgenommen hatte.
We have had a veterinarian for over twenty years who knows that when I call, it’s usually an emergency—because I rarely call. She has never questioned my naturopathic methods and is there whenever I’ve run out of options. Just like that morning.
Every responsible pet owner knows the danger of swallowing small objects, plastic, chocolate (which is toxic to dogs), and the like. Still, it happens that these little rascals sometimes snap up something faster than you can reach down to pick it up. I feel completely crushed when I think about tampons falling out of their packaging and our five-month-old female dog grabbing one, hoping it was a treat. In seconds, I reached into her mouth, but the foreign object was nowhere to be felt. Two possibilities: either she spat it out and it fell to the floor among the others, or she swallowed it in a flash so I wouldn’t take her “prey” away. I couldn’t tell if she had spat it out because I didn’t know how many had fallen to the floor.
My first thought: emergency! My second thought: the dog needs to vomit, but how do I make that happen? For two or three minutes, I considered trying to induce it myself, but I knew time was precious, so I called our vet. She said the cellulose in the tampon would probably dissolve and pass through, but she was worried about the string (risk of intestinal entanglement!).
So we packed up our beloved dog and were at the vet’s office five minutes later. We weighed her, had a quick tail-wagging greeting, then a shot with an emetic cocktail in the butt cheek, quickly jumped into the car, raced home, unpacked the dog, and thus began the most miserable hour ever for our puppy—and for me!
Plagued by guilt over my carelessness and filled with compassion and pity, I endured with her those dreadful sixty minutes, during which her little body trembled from nausea, retching, and weakness.
I couldn’t spare her the vomiting, but nature would help her recover quickly from the traumatic process. After the stomach was completely emptied within the first few vomits and only mucus remained, I began using homeopathy to address the side effects of the emetic, such as trembling, circulatory weakness, poisoning symptoms, and collapse.
The following remedies are suitable for both humans and animals in many cases of intolerance and poisoning caused by improper food, as well as circulatory collapse resulting from diarrhea and vomiting—that is, dehydration.
NUX VOMICA C200 counteracts intense nausea and cramps and detoxifies the liver from the emetic.
PULSATILLA C200 restores order in the gastrointestinal system and calms the central nervous system. Pulsatilla also has a comforting effect on the psyche.
CARBO VEGETABILIS C200 is an acute remedy for collapse and weakness, which I sometimes also use during severe colic in horses as an intermediate or concluding remedy when the circulatory system has been severely affected.
In this case, I administered NUX VOMICA and PULSATILLA each three times, a few globules at a few minutes’ intervals, and CARBO VEGETABILIS twice within five minutes (this is called a double dose) as soon as the nausea subsided, to stabilize the circulation again.
Our young dog soon fell asleep after the double dose of CARBO VEGETABILIS and recovered so well in a short power nap that she stretched, rolled onto her back, and wagged her tail happily afterward. Everything was fine again!
An hour later, she munched on a piece of dried bread, and another hour later, she was given turkey meat with vegetable puree (carrots, fennel, apple). Everything was well tolerated, digestion worked perfectly, and what remained were the memories of those dreadful sixty minutes and the bill from the vet visit.
Oh yes: we examined the vomit carefully—no foreign object was found. She must have spat it out as quickly as she had taken it in.