· 

Sisu und das Glück / sisu and happiness

Finnland erscheint schon mehrere Jahre hintereinander an erster Position auf der Liste der glücklichsten Länder der Welt. Das Geheimnis? Sisu.

Nach unserem magischen Lappland-Aufenthalt wollte ich unbedingt Finnisch lernen und so habe ich mich eine zeitlang (ja, ich habe kapituliert) mit Hilfe einer Sprachlern-App durch den grammatikalischen Dschungel der finnischen Sprache gekämpft. Und stieß dabei auf das Vokabel "sisu", das in der Übersetzung auch "sisu" hieß. Das stellte mich nicht zufrieden, weshalb ich auf die Suche nach der Bedeutung von Sisu ging. Sisu wird als eine Lebenshaltung, die tief in der finnischen Kultur verankert ist, beschrieben, mit vielen Worten und Erklärungsbeispielen, um dem Geist von Sisu gerecht zu werden.

Interessanterweise sind die ersten vier glücklichsten Länder der Welt die nördlichsten gleichzeitig: Finnland, Dänemark, Island, Schweden. Und jede dieser Nationen definiert sich über eine Lebenshaltung: Finnland mit sisu, Dänemark mit hygge, Island mit Þetta reddast, Schweden mit lagom. Sie alle sind gewiß unterschiedlich - trotzdem scheinen die Nordländer ein Konzept für ihr Leben zu besitzen, das sie am Ende des Tages glücklich einschlafen lässt. Sehen wir uns das der glücklichsten Menschen der Welt genauer an:

Finnland ist ein wildes, raues Land und allein bedingt durch die geografische Lage lebt es sich grundsätzlich nicht leicht im hohen Norden: lange, dunkle Winter, wochenlang kein Sonnenlicht mit Temperaturen weit unter zwanzig Grad minus. Aus historischer Sicht ist Finnland geprägt von Armut und Unterdrückung durch die Nachbarländer. Es braucht besondere Qualitäten für ein Leben und Überleben in Finnland, die zum großen Teil von der vorherrschenden Natur geprägt sind. Zum einen sind das Ausdauer und Durchhaltevermögen, die Fähigkeit sich der Natur anzupassen ohne sich ihr zu beugen, die Entwicklung von Gemeinschaftssinn, um sich gegenseitig in diesen widrigen Bedingungen zu unterstützen, gleichzeitig auch Selbstbestimmung und Unabhängigkeit bedingt durch dünn besiedelte Landstriche weitab von jeglicher Infrastruktur, Mut unbekannte Wege zu gehen und Entschlossenheit weiterzumachen, auch wenn es hoffnungslos erscheint. Derlei geformte Charaktere entwickeln eine innere und äußere Stärke, die es ihnen ermöglicht unter widrigen Bedingungen das Leben selbstbestimmt aktiv zu gestalten und dabei die Stärken auszubauen und die Komfortzone zu erweitern. Es geht dabei nicht darum, die Zähne zusammenzubeißen und quasi den Sturm abzuwarten. Sisu befähigt dich, den Sturm zu nutzen für die Entwicklung neuer Kompetenzen, derer du dich  zu einem späteren Zeitpunkt bedienen kannst. 

Was können wir von der Lebensstrategie Sisu lernen und für unseren Alltag (und unser Glück) mitnehmen?

 

1. Stärkung der Selbstwirksamkeit:

Sisu lehrt uns Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, indem wir auch in schwierigen Zeiten Einfluss auf unser Leben nehmen und aktiv bleiben anstatt zu reagieren. Hier reichen kleine Schritte aus, solange wir sie aus eigener Verantwortung und eigenem Willen gehen.

 

2. Entwicklung von Bewältigungsstrategien:

Sisu lehrt uns sich an schwierige Situationen anzupassen und bei Rückschlägen aufzustehen und weiterzumachen, selbst wenn es noch so aussichtslos erscheint oder wir denken, dass es unmöglich ist. Außerhalb der Komfortzone wachsen unsere Stärken und neue Möglichkeiten entstehen.

 

3. Fokus auf das Beeinflussbare:

Sisu lehrt uns, dass wir mit Problemen und Schwierigkeiten rechnen müssen und diese Teil unserer Realität sind. Wenn wir uns Perfektion in unserem Tagesablauf und Verständnis von unseren Mitmenschen erwarten und diese Erwartungen nicht eintreten, haben wir uns auf etwas fokussiert, das wir nicht beeinflussen können. Wir sind dann enttäuscht, weil die Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität zu groß ist. Je weniger ich mir erwarte, umso weniger kann ich enttäuscht werden. Heutzutage wird diese Haltung als Pessimismus bezeichnet, allerdings kommt sie der Realität weit näher. Das bedeutet ja nicht, dass ich traurig durch den Tag marschieren soll sondern realistisch: es wird Hürden geben - Punkt. Das Fantastische an einer gedrosselten Erwartungshaltung ist, dass wir öfter positiv überrascht werden können. Je öfter wir positiv überrascht werden, umso dankbarer sind wir. Je dankbarer wir werden, umso glücklicher sind wir.

Die Moral von der Geschichte:

Vertraue dir selbst, nimm Hindernisse als Teil deines Weges, gehe raus aus dem gemütlichen Kreis deiner Gewohnheiten und entdecke, dass du mehr kannst, als du dir zutraust! Warte nicht auf Leichtigkeit, warte nicht auf Perfektion - geh los, steh auf, wenn du hinfällst, und werde stärker. Sisu ist dein innerer Kompass.

Quellen: sisulab.com, PhD Emilia Elisabet Lahti

Finland has been at the top of the list of the happiest countries in the world for several years in a row. The secret? Sisu.
After our magical stay in Lapland, I was determined to learn Finnish, so I spent some time (yes, I eventually gave up) battling through the grammatical jungle of the Finnish language with the help of a language learning app. And that’s when I came across the word "sisu," which was also translated as "sisu." This didn’t satisfy me, so I set out to find the true meaning of sisu. Sisu is described as an attitude towards life that is deeply rooted in Finnish culture, with many words and examples used to capture the essence of it.
Interestingly, the four happiest countries in the world are all located in the north: Finland, Denmark, Iceland, and Sweden. Each of these nations defines itself by a particular life philosophy: Finland with sisu, Denmark with hygge, Iceland with Þetta reddast, and Sweden with lagom. Though each of these concepts is distinct, it seems that the Nordic countries have a way of living that helps them fall asleep happy at the end of the day.
Let’s take a closer look at the happiest people in the world:

 

Finland is a wild, rugged country, and due to its geographical location, life in the far north is generally not easy: long, dark winters with weeks of no sunlight and temperatures well below minus twenty degrees Celsius. From a historical perspective, Finland has been shaped by poverty and oppression from neighboring countries. Living and surviving in Finland requires special qualities, many of which are shaped by the prevailing nature. These include endurance and perseverance, the ability to adapt to nature without yielding to it, the development of a sense of community to support each other in these harsh conditions, as well as self-determination and independence due to sparsely populated areas far from any infrastructure, courage to venture down unknown paths, and determination to keep going even when it seems hopeless. Such character traits develop an inner and outer strength that allows individuals to actively shape their lives in difficult circumstances, expanding their strengths and pushing the boundaries of their comfort zone. It’s not about gritting your teeth and waiting out the storm. Sisu empowers you to use the storm for the development of new skills, which you can later draw upon when needed.

 

What can we learn from the life strategy of sisu and take with us into our daily lives (and our happiness)?

 

1. Strengthening self-efficacy:

Sisu teaches us self-determination and independence by showing us that, even in difficult times, we can take control of our lives and remain active rather than simply reacting. Small steps are enough, as long as we take them out of our own responsibility and will.

 

2. Development of coping strategies:

Sisu teaches us to adapt to challenging situations and to rise again after setbacks, continuing even when it seems hopeless or we think it’s impossible. Outside of our comfort zone, our strengths grow, and new possibilities emerge.

 

3. Focus on what can be influenced:

Sisu teaches us that we must expect problems and difficulties as part of our reality. If we expect perfection in our daily routines and in our understanding of others, and these expectations don’t materialize, we’re focusing on something we can’t control. We get disappointed because the gap between our expectations and reality is too wide. The less I expect, the less I can be disappointed. Nowadays, this attitude is called pessimism, but in reality, it’s much closer to the truth. That doesn’t mean I should march through the day feeling sad, but rather, realistically: there will be hurdles — period. The great thing about a lowered expectation is that we can be pleasantly surprised more often. The more we are positively surprised, the more grateful we become. The more grateful we are, the happier we are.

The moral of the story:
Trust yourself, accept obstacles as part of your journey, step out of the cozy circle of your habits, and discover that you are capable of more than you think! Don’t wait for ease, don’t wait for perfection – get moving, rise when you fall, and become stronger. Sisu is your inner compass.

Sources: sisulab.com, PhD Emilia Elisabet Lahti