Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden: similia similibus curentur. Ein Naturprinzip, das schon Hippokrates und Paracelsus bekannt war, und durch Hahnemann weiterentwickelt wurde. Es bedeutet: ein Mittel ruft bestimmte Symptome hervor, wenn es einem Gesunden verabreicht wird, und heilt genau jene Symptome im Krankheitsfall. Um feststellen zu können, welche Empfindungen und Symptome ein homöopathisches Mittel hervorruft, wird es an gesunden Menschen getestet. Tierversuche sind dazu ungeeignet, da Tiere Empfindungen wie z.B. 'Angstgefühl beginnt im Magen' nicht ausdrücken können. Die Beseitigung von Schmerzen mittels eines Schmerzmittels ist nicht Heilung sondern lediglich die kurzfristige Erleichterung von einem Leiden. Ein einzelnes Symptom zu beseitigen mag vorübergehend angenehm sein, aber erst die Beseitigung der Gesamtheit der Symptome führt zu Heilung. Dazu gehört auch die auslösende Ursache, die in der homöopathischen Anamnese oft den entscheidenden Hinweis für das individuelle Mittel gibt.
Ein Mensch sagt "Ich bin verstopft" und nicht "Mein Darm ist verstopft". Er drückt damit unbewusst aus, dass die Ursache der Verstopfung nicht im Darm liegt und so ein Abführmittel nur eine kurzfristige Wirkung zeigt. "Ich bin" ist der ganze Mensch mit all seinen Ebenen - die Ursache für die Verstopfung findet sich meist ganz woanders, viel tiefer als ein Abführmittel an Reichweite hat.
Ein ganz praktisches Beispiel für das Ähnlichkeitsprinzip: wenn mir im Sommer heiß war und mein Gesicht vom Laufen im Garten glühte, dann sollte ich es mir mit warmem Wasser waschen und nicht mit kaltem, pflegte meine Oma zu sagen. Umgekehrt im Winter ließ sie kaltes Wasser über meine eiskalten Finger fließen, um sie aufzuwärmen.
In der Homöopathie gibt es keine Kochrezepte für bestimmte Erkrankungen, wie es in der konventionellen Medizin bekannt ist (das Medikament für dies, jenes Medikament für das). Wenn ein Homöopath gefragt wird, ob er ein Mittel für Durchfall hätte, muss seine Antwort lauten: Nein, aber ich habe ein Mittel für sie! Zwei Menschen mit Durchfall bekommen selten dasselbe homöopathische Mittel (von Epidemien abgesehen), weil es entscheidend ist, wodurch sich der Durchfall des einen von dem des anderen unterscheidet, z.B. hat der eine Durst, der andere nicht. Diese Unterscheidungen individualisieren den Patienten und haben nichts mit der Krankheitsdiagnose zu tun. Je eigentümlicher die Symptome sind, umso wichtiger sind sie für die Mittelwahl.
Im Alltag wünschen wir uns uns von anderen zu unterscheiden, kleiden uns individuell, wohnen nach unserem Geschmack, gehen unterschiedlichen Freizeitaktivitäten nach. Die Suche nach der Einzigartigkeit eines jeden Individuums bringt uns der Natur näher.
Die Individualität eines Lebewesens braucht individuelle Unterstützung. Nicht jeder braucht bei derselben Krankheitsdiagnose z.B. dieselbe Diät oder dieselbe Bewegungs- bzw. Ruheverordnung. In manchen Fällen bessert essen die Magensymptomatik, in manchen nicht. Mancher Ischiasleidende braucht Bewegung, ein anderer Ruhe.
Beispiel Zystitis (Blaseninfektion): Schmerzen beim Wasserlassen, häufig Harndrang, eventuell leichtes Fieber sind die üblichen Symptome dieser Erkrankung. Sie spielen bei der Wahl des homöopathischen Mittels eine untergeordnete Rolle. Was interessant ist, ist ob das Brennen vor, während oder nach dem Wasserlassen auftritt. Ist der Schmerz stechend, pulsierend, krampfartig? Geruch des Urins?
Um das passende homöopathische Mittel zu finden, braucht es eine genaue Fallaufnahme für die Individualität und ein intensives Studium der Materia Medica (Arzneimittellehre) für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips.
Quelle: Die Reise einer Krankheit von Dr. Mohinder Singh Jus
Similar may heal by using similar: similia similibus curentur. One of nature's principles, which was already known by Hippokrates and Paracelsus and was developed furthermore by Hahnemann. It means: a remedy causes certain symptoms if given to a healthy person and in case of disease it cures those exact symptoms. In order to find out the sensations and symptoms caused by a homeopathic remedy a healthy person has to test it. Animal experiments are unsuitable, because they cannot express sensations like "feeling of fear starts in the stomach". The elimination of pain by means of a pain killer is not healing but short term relief of the pain. It may be convenient to delete a particular symptom for a short while, but only the deletion of the totality of symptoms leads to healing. This includes the provoking cause, which often gives the crucial hint for the individual remedy during a homeopathic anamnesis.
Someone says "I am constipated" and not "My bowel system is constipated". By doing so he expresses unconsciously, that the cause for the constipation cannot be found in the bowels and a laxative will only have a short-term impact. "I am" expresses a human being with all his or her layers - the cause for the constipation is found somewhere else, out of range of a laxative.
A very practical example for the similarity principle: When I was hot in summer and my face was glowing due to running and playing in the garden, my grandma told me to wash my face with warm water rather than with cold one. On the contrary she held my ice-cold fingers under cold running water to warm them up again.
Homeopathy has no cooking recipes for certain diseases like conventional medicine does (one drug for this, the other drug for that). If asked, whether there is a remedy for diarrhea, a homeopath must say: no, but there is a remedy for you. Two people suffering from diarrhea rarely get the same remedy (apart from epidemic diseases), because the differentiation is crucial, for example one is thirsty, the other one not at all. Such differentiations make every patient an individual and the diagnosis is not part of it. The more peculiar a symptom the more important it is for choosing the right remedy.
In everyday life we wish to differ from each other by clothing individually, living according to one's taste, having different spare time activities. Searching for the uniqueness of each individual brings us closer to his nature.
The individuality of a living being needs individual support. Not everybody with the same diagnosis needs for example the same diet or the same prescription of exercise or rest. In certain cases food ameliorates the stomach symptoms, in other cases it doesn't. Some suffering from sciatic pain need motion, some need rest.
Let's look at cystitis: pain during urination, urinary urgency, sometimes a little fever are the usual symptoms. Those symptoms are subordinate for choosing the right remedy. The interesting thing is, if the burning sensation appears before, during or after urination. Is the pain sharp, throbbing, spasmodic? Odour of the urine?
In order to find the right homeopathic remedy you need to do find out the individuality by doing an exact anamnesis and you need to study the materia medica (pharmacology) intensely for the application of the similarity principle.